Der König ist tot, lang lebe der König

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Fotografie

MFT ist tot!

Bullshit! Der sichere Tot des Sensorformats MFT wurde mittlerweile schon zigfach von diversen „Spreadern“ im Internet vorher gesagt. Und dann hat Panasonic (als zweiter von zwei MFT-Anbietern und Mitbegründer des Systems) auch noch als zusätzliche Systemkamera-Linie ihren „Vollformat“-Sensor auf den Markt gebracht (was immer noch ein Kleinbildsensor ist). Dann noch die Abspaltung der Kamerasparte von Olympus zu OM Digital Solutions – das kann ja nur noch den sicheren Untergang bedeuten 😉

Es lebe MFT!

Am 15. Februar 2022 hat Olympus in Deutschland ihre erste neue „eigene“ Kamera vorgestellt – die OM-1. Frank Fischer hat dazu ein wirklich tolles Video auf YouTube gemacht. Also für mich sieht das totgeglaubte MFT-System ziemlich lebendig aus!

Die neue Kamera hat quasi in allen Bereichen immense Fortschritte gemacht – vor allem aber im Sensorbereich. Warum betone ich das?

Das MFT-System hat eine um den Faktor 4 kleinere Sensorfläche als ein Kleinbild-Sensor – was auf den ersten Blick nachteilig ist, weil bei gleicher Pixelanzahl das Rauschverhalten eines Kleinbild-Sensors aufgrund der größeren Pixelabstände unbestritten besser ist. Die meisten MFT Kameras liegen bezüglich ihrer Sensorauflösung im Bereich um 20 Megapixel im Format 4:3 (MFT bedeutet micro four/thirds).

Als zweiter, technisch bedingter Effekt, wäre der Crop zu nennen. Aufgrund der kleineren Sensorgröße des MFT-Systems verdoppelt sich die Kleinbildäquivalente Brennweite. Sprich ein 40 mm Objektiv an MFT ist ein 80 mm Objektiv am Kleinbildsensor. Das kann ein Nachteil wie auch ein Vorteil sein.

Freistellung bei Porträts ist unbestritten mit Kleinbildsensoren einfacher zu erreichen. Trotzdem ist es mit MFT aufgrund sehr lichtstarker Objektive durchaus gut möglich, dies zu erreichen. Wild-Life Fotografen werden sich über den Cropfaktor sicher freuen. So ist ein Olympus f2.8 50-150 in „Kleinbild“ ein 100-300. Und das mit durchgehender Blende 2.8! Wer Vergleichbares im Kleinbildbereich sucht, braucht zwei Eigenschaften: Geld und Kraft. Ich kann mich noch gut an mein Canon EF 70-200 L erinnern – und an das Systemgewicht (Canon 1310 g zu Olympus 760 g). Ein großer Bildsensor hat halt einfach einen dementsprechend großen Bildkreis – und damit einhergehend große Linsen. Außerdem sind kleinere Linsen auch einfacher zu konstruieren und leichter „optisch zu entstören“.

Mit dem neuen Sensor dürfte es Olympus gelungen sein, hinsichtlich Schärfe und Rauschverhalten den Abstand zum Kleinbildsensor deutlich zu verringern – die Vorteile des kleineren Sensors sind aber geblieben.

Size matters - nicht immer 😉

Manchmal kann kleiner auch besser sein. Zum Beispiel, wenn es darum geht, einen Bildsensor im Kameragehäuse zu stabilisieren. Kleinerer Sensor bedeutet weniger Masse und weniger Masse kann leichter beschleunigt werden – zum Beispiel um Erschütterungen (Verwackeln) auszugleichen. Olympus gibt auf der Webseite 8 EV Stufen für den Stabilisator an.

Alte Fotoregel: Die Verschlusszeit darf höchstens so hoch wie der Kehrwert der Brennweite sein – damit das Bild „scharf“ im Kasten ist. Fotografiere ich zum Beispiel mit Brennweite 50 mm, so wollte die Verschlusszeit nicht länger als 1/50 sein. Ich würde bei der heutigen Sensorqualität eher vom doppelten ausgehen, also 1/100 s (bzw. 1/125 s). Der Stabilisator kompensiert 8 EV Stufen, was theoretisch bei gegebenen Beispiel eine Belichtungszeit von 2 Sekunden – aus der Hand wohlgemerkt – bedeuten würde. Ich fotografiere öfters Nachts und bin schon von Stabilisator meiner OMD E-M1 Mark 1 begeistert gewesen (und die macht 5,5 EV Werte). Zugegeben, wenn sich das Zielobjekt bewegt, bringt einem das wenig. Bei Landschaftsaufnahmen oder Architektur in der Dämmerung aber durchaus sehr viel.

To be continued…